Horex Columbus

Die C-Klasse

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Ein Einweckglas war Teil der Horex Legende! Glaubt Ihr nicht? Fragt Eure Eltern, Oma oder Euren Opa nach REX Einkochtöpfen und Einmachgläsern!Im Jahre 1905 übernahm Jean Emil Leonhardt die Idee des Einweckens aus England und gründete dann die Rex-Konservenglas-OHG. Friedrich Kleemann wurde später als Kaufmann, Techniker, Freund und Partner eingestellt. Durch einen folgeschweren Vertrag übernahm Familie Kleemann nach dem Tod von Jean Emil Leonhardt 1918 die gesamte Firma. Fünf Jahre später wurde die Familie Leonhardt inmitten der Inflationszeit vertragsgemäß ausgezahlt. Ab dem Jahre 1924 begann Friedrich Kleeman mit dem Verkauf der Firma Rex-Konservenfabrik. Die Aktienmehrheit bei der Columbus-Motorenbau AG in Oberursel erwarb er im Jahr 1926.Am 10. November 1923 gründete Fritz Kleemann, Sohn von Friedrich Kleemann, in Bad Homburg die Horex-Fahrzeugbau AG. Der Name Horex setzt sich aus „Ho“ für Homburg und „Rex“, dem Warenzeichen der Fabrik seiner Eltern, zusammen. Aus finanziellen Gründen fusionierten kurze Zeit später die Firmen Columbus und Horex.Der damals erst 22-jährige Fritz baute die erste „richtige“ Horex. Ein Motorrad mit 248 ccm, das erste Rennsiege einfuhr. So konnte Fritz auch seiner Leidenschaft, der Rennfahrerei, nachgehen. Im Laufe der Jahre wurden nun Motorräder mit einem Hubraum von 250 bis 800 cm³ konstruiert und produziert.Am 20.12.1949 begann die Serienfertigung der 350 cm³ Horex Regina. Diese wurde vom Konstrukteur Hermann Reeb aus dem Typ SB 35 entwickelt. Später verließen auch Reginas mit 250 cm³ und 400 cm³ Motoren das Band.

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Klaus aus Berlin verweist sofort energisch auf die Besonderheit seiner Regina, das „C“. Es handelt sich bei diesem Modell um ein Fahrzeug, das ausschließlich für Schweden gebaut wurde. Um einer möglichen Verwechselung im dortigen Land vorzubeugen, musste das Modell jedoch umgelabelt werden. So prangt ein Königliches „C“ und der Schriftzug „Columbus“ auf den Emblemen am Tank. Im schwedischen steht der Begriff „hora“ für Hure. Eine Verwechselung mit den Begriff Horex und mögliche Folgeerscheinungen wollte man dem Motorrad vorsorglich ersparen. So wurde die „Horex Regina“ dort unter dem Namen „Columbus Regina“ ausgeliefert. Weiter berichtet Klaus, dass seine Regina die einzigste „C-Regina“ in Berlin sei. Um den Seltenheitswert noch weiter zu unterstreichen, fügt er hinzu: „Ich vermute, es dürfte sich nur noch eine weitere „Columbus-Regina“ in ganz Deutschland befinden.“ Und spricht seelenruhig weiter: „Es war schon eine komische Geschichte mit meiner Regina!“ So berichtet er von einem typischen Motorradfahrerleben und der Freiheit auf zwei Rädern. Klaus begann schon recht früh, Motorrad zu fahren. Bis ihn dann die Begleiterscheinungen des Lebens wie Ehe, Kinder und letztendlich auch Scheidung einholten. In diesem tiefen Loch packte sein Arbeitskollege Klaus unterstützend am Kragen. So wurde er 1997 als „Ehrenmitglied mit Honda“ im Horex Club Berlin e.V. aufgenommen. Um die Mitgliedschaft zu erhalten, sei eine Horex nicht zwingend nötig. Mit 13 zugelassenen Horex in Berlin wäre dann der Club auch sehr überschaubar geblieben. Die ihn nun ständig umgebenden Horex Abgase blieben nicht ohne Nebenwirkungen. Irgendwann setzte sich der Virus in ihm fest. Er musste unbedingt auch so eine haben! Drei Jahre vergingen, bis er dem Horexpötteln nun vollends erlegen war. Vollkommen Horexkrank wurde eine Maschine in Einzelteilen gekauft. Der Mechanikergeist blieb jedoch unvernebelt. So wurde das Motorrad an ungezählten Abenden in der Wohnung zuallererst unrestauriert zusammengebaut. Als Kfz Mechaniker erledigte er die groben Tätigkeiten auf Arbeit. Das genaue Tüfteln begann dann abends im heimischen Wohzimmer. Glücklicherweise hat er zu diesem Zeitpunkt nur diesen einzigen weiblichen, eisernen Mitbewohner namens Regina! Sonst wäre die Küche sicherlich sehr lange kalt geblieben!Ungezählte Stunden vergingen, bis endlich ein paar Freunde die zusammengebaute Maschine aus der Paterrewohnung auf die Straße hievten. Die erste Fahrt führte zur technischen Abnahmestelle, um anschließend bei der Zulassungsstelle vorstellig zu werden. Im heimischen Wohnzimmer zurück, wurde das Motorrad nun wieder auseinandergebaut und restauriert.

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Trotz des Zeitaufwands und unzähliger Reparaturen, die durchgeführt wurden, fallen auch heute noch immer wieder Instandsetzungen an. So musste nach einem unfreiwilligen Boxenstopp ein neuer Kolben in den Gusszylinder implantiert werden. In diesem luftgekühlten Einzylindermotor waren alle Aggregate wie Kurbelwelle, Getriebe, Kupplung, Lichtmaschine und Zündanlage in einem Gehäuse untergebracht, entgegen der damals üblichen Bauweise, Motor und Getriebe in einem separaten Block unterzubringen. Optisch lässt das Aggregat auf der rechten Seite einen Königswellenantrieb vermuten. In dem Schutzrohr verborgen, bewegen sich jedoch zwei Stoßstangen auf und ab. Diese betätigen die Kipphebel der hängenden Ventile. Von der untenliegenden Nockenwelle werden die Stößelstangen angetrieben und vom Rohr geschützt. Eine kontaktlose Zündanlage wurde der Zuverlässigkeit wegen nachgerüstet. Direkt hinter dem Motor befindet sich der Öltank der Trockensumpfschmierung. Die kurze Geradweg-Hinterradfederung sowie die Teleskopgabel, die zur Gabelbrücke aus Schmiedealuminium geführt wird, waren zu dieser Zeit ebenso richtungsweisend im Motorradbau. An der vorderen Gabel gab es nach der Restauration immer wieder Probleme mit der Abdichtung. So einige Male noch musste Klaus die Wellendichtringe erneuern. Bis er seinem einfachen Problem auf die Spur kam: Immer wieder hatte er die falschen Dichtringe verwendet! Endlich die richtigen eingebaut und die Gabel blieb jetzt dauerhaft dicht. Die Felgen wurden nur aus optischen Gründen ausgetauscht und dabei gleichzeitig neue Speichen verwendet. Damals waren die Leichtmetall-Vollnabentrommeln eine echte Sensation. Kannte man diese bisher nur aus dem Rennsport, wurden die Bremstrommeln nun an der Regina in der Serie verbaut. Ein besonderes Augenmerk im Fahrbetrieb muss man der vertauschten Fußbremse und Schaltung widmen. Gebremst wird hier mit links und geschaltet mit rechts! Unbedachte Handlungen könnten weitreichende Folgen haben! Aber Klaus hat sich an die englische Schaltung bereits gewöhnt und stellt dies unverzüglich unter Beweis.

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Ein paar kräftige Tritte auf dem Kickstarter erwecken den Motor zum Leben. Dumpf pöttelt der Einzylinder und unterstreicht das einmalige Klangerlebnis. Der Regina sagt man einen unvergleichlichen Sound nach. Der Schall wird inmitten von Berlin von den Hauswänden satt zurückgeworfen. Das sind Verbrennungstakte, die man noch im Stand mitzählen kann. Der Regina sagt man auch nach, sie wäre “The Queen of the Sound of Singles.” Um dies zu untermalen, dreht Klaus noch ein paar Mal beherzt am Gas, klackend fliegt der erste Gang rein und schon braust er davon. So ist er zu vielen Horex Treffen und Sternfahrten unterwegs. Selbst der weite Anfahrtsweg zur Eröffnung des Horex-Museums im Jahre 2012 in Bad Homburg stellte so kein Hindernis dar. Stilgerecht wurde die Anreise selbstverständlich auf zwei Rädern erfolgreich absolviert. Die Faszination Horex lässt ihn nicht mehr los. Um die Kontakte zu den Horex Clubs in ganz Deutschland zu pflegen, ist kein Weg zu weit. Auch die Strecke bis Freiburg, quer durch die Republik, wird auf kleinsten Straßen unter die Räder genommen. Wer Horex fährt, muss auch basteln können, betont Klaus ständig. Irgendetwas ist immer an irgendeiner Maschine zu reparieren, wenn sie gemeinsam unterwegs sind. Das schweißt zusammen und jeder hilft, wo er nur kann. In Berlin treffen sich die Oldi-Fans jeden Sonntag an der Spinnerbücke zum gemeinsamen Frühstück. Der Uneingeweihte erkennt Klaus am Horex Ohrring. Je nach Wetterlage wird selbst im Winter eine Ausfahrt gestartet. Im Sommer findet regelmäßig einmal im Monat eine geplante Tour statt. Die Szene lebt, doch fehlt auch dem Horex Club Berlin der Nachwuchs. Junges Wissen wird auch von den Graubärten dringend benötigt. So träumen sie von ihrer eigenen Homepage. Da hilft auch kein alter Schraubendreher mehr weiter. Die Clubmitglieder sind oftmals betagter als ihre eisenen Schätze. Der Älteste zählt 84 Jahre und fährt noch heute Motorrad! Gemäß dem Motto: Fahre eine Horex und ein Ende ist nicht in Sicht!

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Technische Daten Horex Columbus

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Motor
Typ: Luftgekühlter Einzylindermotor
Hubraum: 399 ccm
Leistung: 22 PS / 16 kW bei 5750 U/min
Bohrung: 74,5 mm
Hub: 91,5 mm
Starter: Kickstarter

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Kraftübertragung
Getriebe: 4 Gang, Rechtsschaltung mit Fußschaltwippe
Kupplung: Lamellenkupplung im Ölbad
Endantrieb: Kette im Kettenkasten

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Fahrwerk/Bremsen
Rahmen: unten offener Rohrrahmen, Motor dient als mittragendes Teil
Aufhängung vorne: hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel
Aufhängung hinten: Teleskop-Geradewegfederung
Bremse vorne: Leichtmetall-Vollnaben-Simplexbremse
Bremse hinten: Leichtmetall-Vollnaben-Simplexbremse
Reifen vorne: 3.25×19“
Reifen hinten: 3.50×19“

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Maße und Gewichte
 Sattelhöhe: 760 mm
Tankvolumen: 18 Liter
Radstand: 1390 mm
Leergewicht: 160 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 315 kg
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
Bauzeit: 1949 – 1958

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Preis
Deutsche Mark: ca. 2.000,–

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