Nacht-Trial

Die Macht der Langsamkeit! – Nacht-Trial Fürstenhagen 2015

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Nachttrial 01

Dass nachts nicht alle Katzen grau sind, bewies der MSC Weser-Solling in Uslar-Fürstenhagen bei dem 18. Internationalen ADAC-Nacht-Trial und wirft seine Schatten  weit voraus. Um den 14 Trial-Piloten aus vier Ländern ein ansprechendes Gelände bieten zu können, musste bereits im Vorfeld viel schweres Gestein bewegt werden. Als besonderes Highlight wurde die Sektion 3 neu hergerichtet. Fünfzig Tonnen schwerer Wesersandstein aus dem Steinbruch Wülmersen sollte ansprechend platziert werden. Der Grip auf diesem Stein wird als konkurrenzlos gehandelt. Manfred Sustrate, der für den MSC Weser-Solling, angetreten ist, beschreibt die Sektion wie folgt: „Schwierige Anfahrt auf die erste hohe Kante. Enges Wenden auf den Steinen, dann über die Lücken zwischen den Felsblöcken springen. Diese Sektion wird eine richtige Mutgeschichte. Sie kann das Trial entscheiden!“ Die Trialer sind wahre Akrobaten, Kletterer und Strategen. Hier gewinnt nur derjenige, der mit seinem 70 Kilogramm leichten Motorrad die schwierigen Prüfungsaufgaben fehlerfrei durchfährt. Die perfekte Linie muss gefunden werden. Der ideale Weg über die hohen Hindernisse, die Verschmelzung mit dem leichten Motorrad und ein ausbalancierter Gleichgewichtssinn sind der Schlüssel zum Erfolg. Zu Strafpunkten führen der Körperkontakt mit Hindernissen, Absteigen, Sturz, Zerreißen der Absperrbänder oder die Bodenberührung mit den Füßen. Die Geschwindigkeit spielt eine untergeordnete Rolle. Es gibt lediglich ein Limit für die Fahrzeit. Die Regeln sind recht einfach: Mach keinen Fehler! Trial wird unter Kennern auch als die hohe Schule des Motorradfahrens gehandelt. Trial Wettbewerbe haben einen gänzlich anderen Charakter und Anspruch gegenüber anderem Motorradsport.

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Nachttrial 02 . Nachttrial 04

Am 01. August 2015 war es dann so weit. Im Fahrerlager herrschte bereits früh Anspannung. Die Piloten fuhren sich und die Motoren warm. Andere mussten noch die technische Abnahme bestehen, um die Prüfplakette zu erhalten. Langsam füllte sich die Naturkulisse. Vor rekordverdächtigen Zuschauerzahlen eröffnete Dietrich Siemon dann um 20 Uhr die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung. Thomas Klepsch stellte anschließend jeden Fahrer einzeln vor. Von bereits eingefahrenen Siegen und den anvisierten Zielen wurde stolz berichtet. Besonderen Augenmerk kam Theresa Bäuml zu gute. Als erste Frau in der fast 30-jährigen Geschichte des Nacht-Trials kämpfte sie ebenfalls um möglichst wenige Punkte. Die sechs Sektionen wurden einzeln vorgestellt, welche viermal möglichst fehlerfrei durchfahren werden mussten. Jede Prüfungsetappe trägt dabei den Namen eines Sponsors. Die erste Sektion darf sich zum Beispiel stolz „Biker`s Point Fuchs Sektion“ nennen. So erhielt jeder Kurs seinen Namen und passend zur hereinbrechenden lauen Sommernacht ist auch eine „Bergbräu Sektion“ (Lokales Bier aus Uslar) dabei. Bei den herrschenden hochsommerlichen Temperaturen wird diese sicherlich regen Zulauf finden.

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Nachttrial 05 . Nachttrial 06

Die Sonne berührte kaum den Horizont als das Technische Hilfswerk aus Bad Lauterberg das Arial mit 30.000 Watt ausleuchtete. Um 21 Uhr erfolgte der Start. Die Wege sind kurz zwischen den einzelnen Sektionen auf denen gleichzeitig gekämpft wird. So wurde Manfred auf der ersten Prüfungswertung zum Vorreiter für Theresa. Auch er konnte diesen Prüfungsabschnitt nur mit Fehlerpunkten meistern. Theresa musste die Hilfe ihres Vaters in Anspruch nehmen, um den Absturz von dem hohen Stein zu verhindern. Jiri Svoboda kraxelte einer Bergziege gleich über den Fels. Gleichgewichtssinn und waghalsige Sprünge wurden dem begeisterten Publikum vorgeführt. Am Hang ging es dann steil hinauf. Die schweren Felsbrocken in loser Reihenfolge mit großen Lücken und Höhen erschwerten ein Hinaufkommen. Dem erfolgreichen Bezwinger stand dann noch ein hoher Fels im Weg, bevor er diese Aufgabe verlassen durfte. Auch die „Freund & Bielefeld Sektion“ wies ihre Tücken auf. Über eine äußerst steile Auffahrt musste letztendlich noch auf übereinandergestapelte Radladerreifen gesprungen werden. Mit künstlerischer Akrobatik schaffte es doch Jiri Svoboda hoch oben den Motor abzuwürgen. Im Tanz des Gleichgewichts kickte er den Motor problemlos an, ohne einen Strafpunkt durch Bodenberührung zu kassieren. Der Befall war berauschend für diese Sondereinlage. Auch die „Motorrad Müller Sektion“ hatte einiges zu bieten. Erschien der erste Weg machbar, so trennte sich bereits in der engen Mitte die Spreu vom Weizen. Wer den Weg bis zum letzten Stein gemeistert hatte, sah sich nun vor einem überhohen senkrechten Stein, welcher erklommen werden musste. Für einige Finalisten kam so kurz vor dem Ende des Abschnittes das schnelle Aus und es hieß nur noch, das Motorrad vor dem freien Fall zu sichern. Die „Michael Kramer Sektion“ darf mit Sicherheit als Königsetappe bezeichnet werden. Eine hohe steile Anfahrt ließen so manchen Motorschutz hart auf den Stein schlagen. Konzentration und ein neu Ausrichten der Maschine wuchteten diese mit einem nächsten Gasstoß auf die nochmals höheren Steine Dort musste von Stein zu Stein gesprungen werden, um endlich die Ziellinie der Sektion zu erreichen.

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Nach vier Runden und 24 Prüfungen lag der 18jährige Franz Kadlec mit sage und schreibe nur einem Strafpunkt vorne. Siegessicher ging er an den Start und hatte schon selbstbewusst im Vorfeld berichtet: „Mein Ziel ist hier heute der Sieg!“ Die Konkurrenz machte es ihm jedoch nicht einfach und klebte ständig dicht auf den Fersen. Titelverteidiger Mirco Kammel ließ ihn nicht aus den Augen und kämpfte sich vor 1.400 Zuschauern auf Platz 2. Ein Fehler auf der dritten Runde in der vierten Geländesektion vernichtete jede Siegeschance. Das zerrissene Absperrband brachte gleich fünf Strafpunkte auf die Karte. Laut fluchend machte er seinem Unmut Luft und ahnte wohl hier schon, dass der Sieg damit vergeben war. An gleicher Stelle kassierte Kadlec seinen einzigen Strafpunkt. Den dritten Platz sicherte sich der Nacht-Trail Trial-Gewinner aus 2011, der für die Schweiz startende Belgier Maxime Warenghien. Der Lokalmatador Manfred hatte seine Fangemeinde gleich mitgebracht, welche auch mächtig Respekt zollte. Am Veranstaltungstag war der Sportleiter beim MSC Weser-Solling noch voll in die Organisation des Nacht-Trial mit eingebunden. Kurzerhand wurde dann die Arbeitskleidung abgelegt, um den Wettbewerb zu bestreiten. Mit dem Ziel, nicht Letzter zu werden, startete er. Von 14 Startern erreichte er den neunten Platz und berichtete am Ende voller Stolz im Ziel: „Es ging viel besser als erhofft. Ich bin unglaublich zufrieden. Anfangs war ich nervös. Vor der großen Kulisse habe ich unnötige Fehler gemacht. Ab Runde zwei lief es sehr gut, doch dann musste ich mich übergeben. Ein Brause-Cola-Mix hat mich wieder in die Spur gebracht. Ab der Rennhälfte bin ich in Zeitnot gekommen und fast ohne Pause durchgefahren. Das war extrem anstrengend“. Theresa erreichte in der Wertung den 12. Platz. Kein Stein war ihr zu hoch, kein Abhang zu steil, um nicht um jeden Punkt zu kämpfen. Auch wenn sie in einigen Sektionen die höchste Strafpunktzahl kassierte, kämpfte sie wie eine Löwin weiter. Erschöpft aber strahlend berichtete die 17- jährige im Ziel: „Es war sehr schwierig, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht. Nähe und Unterstützung der Zuschauer waren einmalig. Ich werde daran arbeiten, noch besser mit diesen Sektionen klar zu kommen und hoffe, dass ich beim nächsten Nacht-Trial wieder dabei sein darf“. Im Trialrausch verteilte sie mit einem glücklichen Lächeln den Kindern unzählige Autogramme.

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Nachttrial 09 . Nachttrial 10

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Nachttrial 11 . Nachttrial 12

Bei der nun folgenden Siegerehrung war letztendlich jeder erfolgreich und zufrieden. Dies war nicht nur auf die erreichte Platzierung zurückzuführen sondern auch auf die besondere Stimmung rund um diese Veranstaltung. Vor einzigartiger Kulisse in der Dunkelheit wurden die strahlenden Sieger von vielen Zuschauern gefeiert. Mit regenartigen Sektfontänen duschten die jubelnden Besucher bei bestem Wetter. Im Anschluss feierte die große Familie des Trialsports die Macht der Langsamkeit bis spät in die Nacht hinein.

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Nachttrial 13 . Nachttrial 14

Weitere Infos findet Ihr unter: www.msc-weser-solling.de

 

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