Laufräder

Auch hier gibt es bei der riesigen Auswahl der möglichen Komponenten einiges zu beachten, abzuwägen und zu berücksichtigen. Die Worte Nabe, Felge, Speichen und Bereifung fliegen schnell über die Lippen. Alles zusammenzustellen bis es rund wird, ist schon eine andere Dimension.

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Papa Hinterrad

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Bei den Felgen gab es bei mir keinen Kompromiss und das Gewicht wird sekundär. Eine bewährte stabile Felge soll es sein. Da kommt nur eine in Frage: Die bei den Langstreckenradlern und Weltumrundern oft bewährte Felge Ryde Sputnik in 36 Loch Ausführung mit Autoventil Bohrung. Auch wenn sich hier die Meinungen scheiden, ich kann mich mit der französischen Ventilausführung nicht anfreunden, und alle Räder stehen bei mir auf AV Schläuchen. Auch sollte man sich bereits bei der Felgenwahl schon mit den später zu montierenden Reifen und deren Reifenbreite auseinander gesetzt haben, um die passende Felgengröße zu ordern. In meinem Fall bekam die Alufelge Ryde Sputnik in der Größe 19-559 den Zuschlag. Über deren seitliche Abnützung durch die Bremsbeläge mache ich mir recht wenig Gedanken, da diese Laufleistungen von ca. 60.000 Kilometern aufweist bis diese durchgebremst ist und ausgetauscht werden muss.

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Papa Felgen

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Ein ebenso haltbares Teil stellt die Speiche von DT Swiss, Alpine III dar. Der Speichenbogen weist eine Dicke von 2,34 mm auf. Im Kaltschmiedeverfahren werden diese Speichen im Mittelteil auf 1,8 mm reduziert, um am Speichennippel wieder auf 2 mm zu verdicken. Dieses Herstellungsverfahren verleiht der Alpine III größtmögliche Festigkeit mit ihrer schon fast legendären Haltbarkeit. In Verbindung mit dem DT Swiss 14mm Messingnippel und den Sputnik Felgen erhält man insgesamt ein fast unkaputtbares Laufrad.

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Nabe oder Nichtnabe wird hier für das vordere Laufrad bereits zur Gretchenfrage. Soll es ein Nabendynamo sein, scheidet bereits die herkömmliche Nabe aus. Im meinem Vorderrad findet der Schmidt SONdelux, natürlich in 36 Loch Ausführung, Verwendung. Bei der hinteren Radnabe vertraue ich auf die bekannte Shimano 36 Loch XT-Nabe. Auch wenn mir einige Ausfälle des Freilaufes bekannt geworden sind, so habe ich jedoch noch keinen Freilauf durchgetreten und vertraue der XT Qualität.

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Papa Sundeluxe . Papa XT Nabe (1)

Nun beginnt das Geduldsspiel Einspeichen. Eins vorweg: Die Laufräder stellen Sicherheitsbauteile dar! Wer den kleinsten Zweifel hat, sollte sich an einen erfahrenen Laufradbauer wenden, um dieses Puzzle zusammensetzen zu lassen. Auch wer Geduld und Beharrlichkeit nicht zu seinen Stärken nennt – Finger weg vom Radbau!
Für alle anderen gibt es hier eine kleine bebilderte Anleitung (ohne Anspruch auf Korrektheit und Vollständigkeit) am Beispiel des Vorderrades mit Dynamo und 36 Speichenlöchern, die dreifach gekreuzt werden, um dem augenscheinlichen Wirrwarr der glänzenden Mikadostäbchen Herr zu werden.
Eine erste Beachtung: Jeder Radbauer, welcher etwas von sich hält, positioniert die Felge in Position zur Nabe so, dass durch die Bohrung des Reifenventilloches die Bezeichnung der Nabe zu lesen sein wird. Aus technischer Sicht jedoch vollkommen unnötig. Dass für mich dabei das XT zum Favorit wird, sollte wohl klar sein. Die Felgenringe werden so positioniert, dass die Beschriftung dann im fertigen Zustand auch von der linken Fahrradseite aus zu lesen ist.
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Nabe Felge XT

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Sofern der bauchige Nabendynamo in der Mitte nicht geschützt sein sollte, wird er zuerst mit entsprechender Folie eingepackt, um diesen vor Kratzern beim Einfädeln der Speichen zu verschonen. Der Dynamo wird nun mit der rechten Seite, dem Stromanschluss nach oben gehalten. Bei anderen Herstellern sollte ggf. die Laufrichtung beachtet werden. Die Schrift der Felge zeigt dabei nach unten, sozusagen zur linken Fahrradseite. Im oberen Flansch des Dynamos wird in jedem zweiten Loch eine Speiche von oben nach unten eingefädelt. Nun beginnen wir mit der sogenannten Schlüsselspeiche, welche direkt links vom Ventilloch eingesteckt und mit einem Speichennippel verschraubt wird. Jetzt wird in jedem vierten Felgenloch eine Speiche eingesteckt und befestigt. Hier ist bereits sorgsames und gleichmäßiges Aufdrehen aller Nippel wichtig. Ich beginne exakt mit 3 Umdrehungen an jedem Speichennippel. Dieses penible gleichmäßige Aufschrauben macht das Zentrieren des Laufrades am Ende wesentlich einfacher und schneller. Dem aufmerksamen Betrachter fällt auf, dass die Richtung der Felge und des Dynamos bei dem ersten Bild nicht stimmt. Es wurde berichtigt, jedoch vergessen abzulichten, im zweiten Bild ist dieses bereits korrekt dargestellt:

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Einspeichen 01 . Einspeichen 02

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Die Felge wird festgehalten und der Dynamo gegen den Uhrzeigersinn nach links verdreht:

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Einspeichen 03

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Die nächste Speiche fädelt man nun von unten nach oben durch den oberen Dynamoflansch, bewegt diese gegen den Uhrzeigersinn nach links und lässt diese drei der bereits montierten Speichen kreuzen. Dabei wird die einzuziehende Speiche die beiden ersten Speichen oberhalb und die dritte unterhalb kreuzen:
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Einspeichen 04

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Mit den anderen dieser Seite wird ebenso verfahren und wenn alle Speichen auf dieser Seite eingezogen sind, sollten natürlich alle Speichenbohrungen im Dynamo belegt sein. Im Felgenring muss dann jedes zweite Nippelloch noch frei sein:
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Einspeichen 05

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Das Laufrad wird nun umgedreht, so dass die linke Seite des Dynamos nach oben zeigt. Die erste Speiche auf dieser Seite wird von oben, genau gegenüber dem gebildeten „großem V“ der Speichen der gegenüberliegenden Seite im oberen Dynamoflansch eingefädelt, nach links gegen den Uhrzeigersinn gedreht und in das Nippelloch im „kleinen V“ eingesteckt.
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Einspeichen 06 . Einspeichen 07

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In jede zweite Bohrung des Dynamoflansches wird nun von oben eine Speiche eingesteckt und ebenso verfahren. Abschließend muss jede zweite Bohrung im Dynamoflansch belegt sein:
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Einspeichen 08

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Jetzt folgt auf dieser Seite die erste von unten einzufädelnde Speiche. Dabei wird die einzuziehende Speiche die beiden ersten Speichen oberhalb und die dritte unterhalb kreuzen. Analog der anderen Seite ist dabei vorzugehen:
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Einspeichen 09

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Nun folgen die restlichen nach diesem Schema und das eingespeichte Mikadogeduldsspiel sollte dann so aussehen:
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Einspeichen 10

Mittels eines kleinen Pinsels öle ich das Gewinde sowie die Nippelköpfe etwas ein. Dieses macht das Zentrieren ein wenig leichter. Mittels eines gut passenden Schraubendrehers werden nun alle Speichen ganz gleichmäßig aufgedreht. Dazu empfiehlt es sich, am Ventilloch zu beginnen und alle Nippel exakt die gleichen Umdrehungen anzuziehen. Dieses wird so lange wiederholt, bis man bei Anziehen merkt, dass diese anfangen, Zugspannung aufzubauen. Einige Speichennippel dazwischen kann man nun noch wesentlich leichter drehen als die bereits leicht gespannten. Mittels Gefühl werden die noch losen Speichennippel ebenfalls auf die gleiche leichte Vorspannung gebracht. Nun wird das Laufrad in den Zentrierständer gespannt und das erste Mal durchgedreht. Wer absolut gleichmäßig gearbeitet hat, wird hier schon ein fast rundes Laufbild vorfinden. Die Enttäuschung sollte auch nicht all zu groß ausfallen, wenn dieses vom idealen Rundlauf noch weit entfernt ist. Nun beginnt die Arbeit, die Felge in die gewünschte Form zu bringen. Dazu müssen vier Faktoren berücksichtigt werden: Der mittige Einbau, der Seiten- und Höhenschlag sowie sollte eine möglichst gleichmäßige Speichenspannung am Ende erreicht werden. Ein Durchdrehen des Rades im Zentrierständer und die dabei erfolgte Sichtprüfung gibt Auskunft, an welcher Stelle gearbeitet werden muss. Weicht der Seitenschlag nach rechts ab, müssen die linken Speichennippel der entsprechenden Position nachgespannt werden. Bei einem linken Ausschlag müssen die rechten Speichen nachgespannt werden. Ein erneutes Durchdrehen und Überprüfen des Rundlaufes gibt Auskunft über die entsprechenden Abweichungen. Auch sollte dabei der Höhenschlag immer wieder kontrolliert und zwischendurch ebenfalls korrigiert werden. Dazu werden alle Speichennippel der betroffenen Stelle nachgestellt. In regelmäßigen Abständen wird die Mittigkeit des Laufrades gesichtet. Bei sorgsamem Arbeiten wandert es automatisch in die Mitte. Ansonsten muss es über alle Speichennippel der entsprechenden Seite in die gewünschte Richtung positioniert werden. Mit ein wenig Gefühl und Geduld läuft die Felge nun exakt rund und kann eingebaut werden. Bei der ersten Fahrt hört man zunächst ein Ächsen und Knarzen, welches vollkommen normal ist. Die Speichen müssen sich setzen und rutschen in die korrekte Position. Dazu empfiehlt es sich, den Luftdruck auf den maximal zulässigen Druck zu bringen und dann über Kopfsteinpflaster oder andere Rumpelpisten zu fahren. Jetzt wird das Laufrad noch einmal nachzentriert und sollte dann bei sorgfältiger Arbeit für tausende Kilometer halten.

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zentrieren . Hinterrad

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